In diesem Kapitel wird beschrieben, was die für die Planung des Netzes zuständige Person vor der Installation und Konfiguration der Komponente Site Selector berücksichtigen muss.
Dieses Kapitel enthält die folgenden Abschnitte:
Site Selector verteilt zusammen mit einem Domänennamensserver die Last auf eine Gruppe von Servern. Dazu verwendet Site Selector gesammelte Metriken und Wertigkeiten. Sie können eine Sitekonfiguration erstellen, bei der die Last innerhalb einer Servergruppe auf der Grundlage des für eine Clientanforderung verwendeten Domänennamens verteilt wird.
Einschränkungen: Site Selector unterstützt nur DNS-Abfragen des Typs A. Bei allen anderen Abfragetypen erscheint der Rückkehrcode NOTIMPL (nicht implementiert). Falls eine ganze Domäne an Site Selector delegiert wird, stellen Sie sicher, dass die Domäne nur Abfragen des Typs A empfängt.
Wenn Sie innerhalb Ihrer DNS-Umgebung eine Unterdomäne für Site Selector einrichten, sollte Site Selector die Berechtigung für diese Unterdomäne haben. Beispiel (siehe Abb. 21): Ihre Firma hat die Berechtigung für die Domäne firma.com erhalten. Innerhalb der Firma gibt es mehrere Unterdomänen. Site Selector hätte in diesem Fall die Berechtigung für siteload.firma.com und die DNS-Server hätten weiterhin die Berechtigung für atlanta.firma.com und boston.firma.com.
Damit der Namensserver der Firma erkennt, dass Site Selector die Berechtigung für die Unterdomäne siteload hat, muss zur benannten Datendatei für den Server ein Namensservereintrag hinzugefügt werden. Auf AIX-Systemen würde ein solcher Namensservereintrag etwa wie folgt aussehen:
siteload.firma.com. IN NS siteselector.firma.com.
Hier ist siteselector.firma.com der Hostname der Site-Selector-Maschine. In allen anderen benannten Datendateien für DNS-Server sind äquivalente Einträge erforderlich.
Ein Client fordert die Auflösung eines Domänennamens bei einem Namensserver innerhalb seines Netzes an. Der Namensserver leitet die Anforderung an die Site-Selector-Maschine weiter. Site Selector löst den Domänennamen dann in die IP-Adresse eines der Server auf, die für den Sitenamen konfiguriert wurden. Anschließend gibt Site Selector die IP-Adresse des ausgewählten Servers an den Namensserver zurück. Der Namensserver liefert die IP-Adresse an den Client. (Site Selector arbeitet als nicht rekursiver Namensserver (Blattknotenserver) und meldet einen Fehler, wenn die Domänennamensanforderung nicht aufgelöst werden kann.)
Abb. 5 veranschaulicht eine Site, bei der Site Selector zusammen mit einem DNS-System die Last auf lokale und ferne Server verteilt.
Site Selector stellt die folgenden Funktionen bereit:
Mit Metric Server kann Site Selector den Grad der Aktivität eines Servers überwachen, den Server mit der geringsten Auslastung feststellen und einen ausgefallenen Server erkennen. Die Last ist ein Maß für das Arbeitsaufkommen eines Servers. Der Administrator des Systems mit Site Selector steuert die Art der Lastmessung. Sie können Site Selector an die Anforderungen der eigenen Umgebung anpassen und dabei Faktoren wie die Zugriffshäufigkeit, die Gesamtzahl der Benutzer und die Zugriffsarten (beispielsweise kurze Abfragen, lange Abfragen, Transaktionen mit hoher CPU-Belastung) berücksichtigen.
Der Lastausgleich wird auf der Basis von Serverwertigkeiten vorgenommen. Für Site Selector gibt es vier Proportionen, die der Manager zur Ermittlung der Wertigkeiten verwendet:
Alle CPU- und Speicherwerte werden von Metric Server bereitgestellt. Wenn Sie mit Site Selector arbeiten, sollten Sie demzufolge auch Metric Server verwenden.
Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt Metric Server.
Die vier wichtigsten Funktionen von Site Selector (Namensserver, Manager, Metric Server und Advisor) interagieren, um die eingehenden Anforderungen auf die Server zu verteilen und aufzulösen.
Der DNS-gestützte Lastausgleich erfordert, dass Namensauflösungen zwischengespeichert werden können. Der TTL-Wert (Time To Live) bestimmt die Effizienz des DNS-gestützten Lastausgleichs. TTL legt fest, wie lange ein anderer Namensserver die aufgelöste Antwort zwischenspeichert. Bei einem kleinen TTL-Wert können geringfügige Änderungen der Server- oder Netzlast schneller realisiert werden. Wird die Zwischenspeicherung inaktiviert, müssen die Clients sich mit jeder Namensauflösungsanforderung an den maßgeblichen Namensserver wenden, was potenziell die Latenzzeit erhöht. Bei der Auswahl eines TTL-Wertes sollte sorgfältig abgewogen werden, welchen Einfluss das Inaktivieren der Zwischenspeicherung auf eine Umgebung hat. Es ist auch zu bedenken, dass der DNS-gestützte Lastausgleich potenziell von der Zwischenspeicherung von Namensauflösungen auf dem Client eingeschränkt werden kann.
TTL kann mit dem Befehl sscontrol sitename [add | set] konfiguriert werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt sscontrol sitename — Sitenamen konfigurieren.
Die Netzproximität ist die Berechnung der Nähe jedes einzelnen Servers zum anfordernden Client. Zum Bestimmen der Netzproximität sendet der Agent Metric Server (der auf jedem Server mit Lastausgleich installiert sein muss) ein Pingsignal an die Client-IP-Adresse und meldet Site Selector die Antwortzeit. Site Selector bezieht die Proximitätsantwort in die Lastausgleichsentscheidung ein. Site Selector kombiniert den Wert der Netzproximitätsantwort mit der Wertigkeit vom Manager und ermittelt so die endgültige Wertigkeit für den Server.
Die Verwendung der Netzproximität mit Site Selector ist optional.
Site Selector stellt die folgenden Netzproximitätsoptionen bereit, die pro Sitenamen festgelegt werden können:
Ist dieser Wert auf ja gesetzt, sendet Metric Server ein Pingsignal an den Client, um die Zeit für die Proximitätsantwort zu ermitteln. Der Namensserver wartet auf die Antworten aller Metric-Server oder das Eintreten einer Zeitlimitüberschreitung. Anschließend erstellt der Namensserver für jeden Server aus der Zeit für die Proximitätsantwort und der vom Manager berechneten Wertigkeit eine kombinierte Wertigkeit. Site Selector teilt dem Client die Server-IP-Adresse mit der besten kombinierten Wertigkeit mit. (Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Client-Namensserver ein Zeitlimit von 5 Sekunden haben. Site Selector versucht, vor Ablauf dieses Zeitlimits zu antworten.)
Ist dieser Wert auf nein gesetzt, erfolgt die Namensauflösung für den Client auf der Basis der aktuellen Wertigkeiten vom Manager. Anschließend sendet Metric Server ein Pingsignal an den Client, um die Zeit für die Proximitätsantwort zu ermitteln. Der Namensserver stellt die von Metric Server empfangene Antwortzeit in den Cache. Wenn der Client eine zweite Anforderung stellt, erstellt der Namensserver für jeden Server aus der aktuellen Wertigkeit vom Manager und dem zwischengespeicherten Antwortwert auf das Pingsignal eine kombinierte Wertigkeit. Site Selector gibt auf die zweite Anforderung des Clients die IP-Adresse des Servers mit der besten kombinierten Wertigkeit zurück.
Optionen für die Netzproximität können mit dem Befehl sscontrol sitename [add | set] gesetzt werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie in Befehlsreferenz für Site Selector.