Ein Geschäftsanwendungsfallmodell beschreibt ein Geschäft mit Geschäftsakteuren und Geschäftsanwendungsfällen, die
beispielsweise Kunden und Geschäftsprozessen entsprechen. Das Geschäftsanwendungsfallmodell enthält
Workflow-Beschreibungen, die angeben, was getan wird. Wie die Arbeit in den einzelnen
Geschäftsanwendungsfällen ausgeführt wird, wird im Geschäftsanalysemodell und insbesondere in den
Geschäftsanalysemodellrealisierungen beschrieben.
Die Geschäftsanwendungsfallrealisierung setzt sich aus der Gruppe von Geschäftssystemen und Mitarbeitern, die die
Arbeit eines Geschäftsanwendungsfalls ausführt, den den Geschäftsentitäten, auf die sie zugreifen und die sie im Rahmen
des Prozesses bearbeiten, und einer Beschreibung der Interaktion zusammen. Instanzen derselben Klasse (von
Geschäftssystem, Mitarbeiter oder Geschäftsentität) können an mehreren unterschiedlichen
Geschäftsanwendungsfallrealisierungen teilnehmen, d. h. dieselbe Art von Ressource kann von Zeit zu Zeit an
unterschiedlichen Prozessen teilnehmen.
Die Geschäftssysteme bilden eine Containerhierarchie für die Mitarbeiter und Geschäftsentitäten (und möglicherweise
andere Geschäftssysteme). Deshalb könnten Sie erwarten, dass Interaktionen von Geschäftssystemen nur mit anderen
Geschäftssystemen erfolgen. Tatsächlich können Sie aber auch z. B. Interaktionen zwischen Geschäftssystemen und
Mitarbeitern zeigen, wenn Sie näher auf ein bestimmtes Geschäftssystem eingehen und dessen Mitarbeiter und ihre
Interaktionen untereinander und mit externen Geschäftssystemen aufzeigen möchten, wenn Sie einen
Geschäftsanwendungsfall realisieren. Wenn Sie jedoch entscheiden, dass ein Geschäftssystem eine klar definierte Grenze
und Schnittstellen im Geschäft darstellen soll, würden Sie seinen Inhalt bei der Realisierung eines
Geschäftsanwendungsfalls nicht in dieser Weise offen legen. Stattdessen würden Sie untergeordnete
Geschäftsanwendungsfälle für dieses Geschäftssystem ableiten (siehe Konzept: Große Organisationen modellieren) und auf einer untergeordneten Ebene
beschreiben, wie beschreiben, wie diese durch Kollaborationen der internen Ressourcen des Geschäftssystems realisiert
werden.
Die erste Wahl für die Dokumentation der Realisierung eines Geschäftsanwendungsfalls ist, ein Aktivitätsdiagramm zu
zeichnen, in dem Verantwortlichkeitsbereiche (oder Partitionen) die teilnehmenden Geschäftssysteme oder Mitarbeiter
darstellen. Für jede Geschäftsanwendungsfallrealisierung kann es ein oder mehrere Aktivitätsdiagramme geben, die den
Workflow veranschaulichen. Eine gebräuchliche Methode für die Organisation besteht darin, ein Übersichtsdiagramm ohne
Verantwortlichkeitsbereiche, die den gesamten Workflow abdecken, zu verwenden, in dem Sie die Aktivitäten auf hoher
Ebene zeigen. Dann gibt es für jedes dieser Aktivitäten ein detaillierteres Aktivitätsdiagramm, das die
Verantwortlichkeitsbereiche und die Aufgaben auf Mitarbeiterebene zeigt. Zur besseren Lesbarkeit sollte jedes Diagramm
auf eine Seite passen.
Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Seite Technik: Aktivitätsdiagramm im Geschäftsanwendungsfallmodell.
Für jede Geschäftsanwendungsfallrealisierung kann es ein oder mehrere Interaktionsdiagramme geben, die die
teilnehmenden Geschäftssysteme, Mitarbeiter und Geschäftsentitäten sowie ihre Interaktionen darstellen. Es gibt zwei
Typen von Interaktionsdiagrammen: Ablaufdiagramme und Kommunikationsdiagramme. Sie veranschaulichen ähnliche
Informationen, aber in unterschiedlicher Darstellungsart:
-
Ablaufdiagramme zeigen (wie ihr Name impliziert) einen expliziten Ablauf von Ereignissen und eignen sich für
komplexere Szenarios besser als Aktivitätsdiagramme.
-
Kommunikationsdiagramme zeigen die Kommunikationsverbindungen und Nachrichten zwischen Objekten und eignen sich
besser, wenn die Auswirkungen auf ein bestimmtes Objekt untersucht werden müssen.
-
Wenn es nur wenige alternative Abläufe gibt, aber viele Geschäftsentitäten beteiligt sind, sind
Interaktionsdiagramme häufig die bessere Wahl als Aktivitätsdiagramme, um die Realisierung des Workflows zu zeigen.
Weitere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten Technik: Ablaufdiagramm im Geschäftsanalysemodell und Technik: Kommunikationsdiagramm im Geschäftsanalysemodell.
Für jede Geschäftsanwendungsfallrealisierung kann es ein oder mehrere Komponentendiagramme oder Klassendiagramme geben,
die die teilnehmenden Geschäftssysteme, Mitarbeiter und Geschäftsentitäten darstellen. Ein Diagramm dieser Art kann
hilfreich sein, wenn alle Anforderungen für Geschäftssysteme, Mitarbeiter oder Geschäftsentitäten, die an mehreren
Geschäftsanwendungsfallrealisierungen teilnehmen, koordiniert werden müssen. Weitere Informationen hierzu finden Sie
auf der Seite Technik: Klassendiagramm im Geschäftsanalysemodell.
Beziehungen zwischen Geschäftsanwendungsfällen entsprechen Beziehungen im Geschäftsanalysemodell. Wenn Sie untersuchen,
was im Geschäft passiert, verstehen Sie, wie die Geschäftsanwendungsfallbeziehungen den Verbindungen zwischen Objekten
der Geschäftsanwendungsfallrealisierungen zugeordnet werden können. Weitere Informationen zu Anwendungsfallbeziehungen
finden Sie auf der Seite Richtlinie: Geschäftsanwendungsfallmodell.
Angenommen, ein Geschäftsanwendungsfall (Basis) enthält einen weiteren Geschäftsanwendungsfall (Einschluss). Zu einem
bestimmten Zeitpunkt müssen die Mitarbeiter aufhören, den Anweisungen des Basisanwendungsfalls zu folgen, und dazu
übergehen, gemäß der Beschreibung in der Dokumentation der entsprechenden Geschäftsanwendungsfallrealisierungen die
Anweisungen des Einschlusses zu befolgen. Folgendes geschieht:
-
Während der Ausführung eines Prozesses entsprechend des Basisanwendungsfalls wird ein identifizierbarer Zustand
erreicht. Ein Mitarbeiter hat beispielsweise eine bestimmte Aufgabe beendet.
-
Jemand, der bereits ist, gemäß der Realisierung des Einschlusses zu arbeiten, bemerkt eine Zustandsänderung.
Entweder sieht diese Person ein Phänomen, oder sie wird von jemandem im Einschlussanwendungsfall informiert.
Ein Mitarbeiter in der Realisierung des Basisanwendungsfalls interagiert mit den Mitarbeitern in der Realisierung des
Einschlussanwendungsfalls, um sie über die Geschehnisse zu informieren. Der natürlichste Modellierungsansatz ist
folgender:
-
Eine Realisierung des Einschlussanwendungsfalls hat ein Objekt für jeden Basisanwendungsfall, von dem sie
eingeschlossen wird. Die Objekte, die aus dem Basisanwendungsfall stammen, haben jeweils eine Verbindung zu dem
Mitarbeiter, der die Arbeit im Einschlussanwendungsfall startet.
Jeder Mitarbeiter in der Realisierung der Basisgeschäftsanwendungsfälle benötigt eine Verbindung zu dem Mitarbeiter,
der die Arbeit für den Einschlussgeschäftsanwendungsfall startet.
-
Eine Realisierung des Geschäftsanwendungsfalls hat keine Objekte, die den Einschluss darstellen.
Wenn ein Geschäftsanwendungsfall durch einen anderen Geschäftsanwendungsfall erweitert wird, kommt eine ähnliche Lösung
heraus. In der Realisierung der Erweiterung haben Sie ein Objekt, das den Basisanwendungsfall darstellt und das eine
Verbindung zu einem Objekt hat, das die Arbeit einleitet, die in der Erweiterung beschrieben ist.
Jeder Mitarbeiter in den Basisgeschäftsanwendungsfällen muss eine Verbindung zu dem Mitarbeiter haben, der die
Erweiterung startet.
Für Anwendungsfallgeneralisierungen ist die Lösung ebenfalls sehr ähnlich. In der Realisierung des übergeordneten
Anwendungsfalls sehen Sie ein Objekt, das das untergeordnete Objekt darstellt.
Es gibt Mitarbeiter, die die untergeordneten Anwendungsfälle in der Realisierung des übergeordneten Anwendungsfalls
darstellen.
Die Anwendungsfallbeziehungen haben unterschiedliche Interpretationen. Wenn es zu ihrer Darstellung im
Geschäftsanalysemodell kommt, ergibt sich der Unterschied aus der Antwort auf die Frage, warum die Arbeit, die im
Einschlussanwendungsfall, Erweiterungsanwendungsfall oder übergeordneten Geschäftsanwendungsfall definiert ist
eingeleitet wird und wie der Mitarbeiter die Informationen interpretiert. In allen Fällen ist die Struktur für die
Interaktion zwischen Objekten in Geschäftsanwendungsfallrealisierungen dieselbe.
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Die teilnehmenden Geschäftssysteme, Mitarbeiter und Geschäftsentitäten führen den Workflow des
Geschäftsanwendungsfalls, einschließlich aller alternativen und optionalen untergeordneten Abläufe aus.
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Die Workflowbeschreibung deckt alle beschriebenen Aufgaben ab.
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Die Geschäftssysteme, Mitarbeiter und Geschäftsentitäten haben alle Beziehungen, die erforderlich sind, um den
Workflow des Geschäftsanwendungsfalls auszuführen.
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Es gibt mindestens ein Geschäftssystem oder einen Mitarbeiter, das bzw. der die Interaktion zwischen den
Geschäftsakteuren und dem Geschäft bearbeitet.
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