Richtlinie: Akteur
Diese Richtlinie erläutert das Konzept eines Akteurs und beschreibt, wie Akteur identifiziert werden.
Beziehungen
Zugehörige Elemente
Hauptbeschreibung

Erläuterung

Um den Zweck des Systems vollständig zu verstehen, müssen Sie wissen, für wen das System bestimmt ist, d. h. wer das System verwendet. Die unterschiedlichen Benutzertypen werden als Akteure dargestellt..

Ein Akteur ist alles oder jeder, der Daten mit dem System austauscht. Ein Akteur kann ein Benutzer, externe Hardware oder ein andere System sein.

Der Unterschied zwischen einem Akteur und einem einzelnen Systembenutzer ist der, dass ein Akteur eine bestimmte Klasse von Benutzer und keinen eigentlichen Benutzer darstellt. Mehrere Benutzer können dieselbe Rolle spielen, d. h. sie können ein und derselbe Akteur sein. In diesem Fall stellt jeder Benutzer eine Instanz des Akteurs dar.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Ivar und Mark sind Operator einer Recycling-Maschine. Wenn Sie die Maschine verwenden, wird jeder als Instanz des Akteurs Operator dargestellt.

Manchmal spielt jedoch nur eine Person die Rolle, die von einem Akteur modelliert wird. Beispielsweise kann es nur eine Person geben, die für ein relativ kleines System die Rolle des Systemadministrators übernimmt.

Derselbe Benutzer kann auch in Form mehrerer Akteure auftreten (d. h. dieselbe Person kann mehrere Rollen annehmen).

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Charlie verwendet das Lagerverwaltungssystem primär als Lagerleiter, aber manchmal auch als normaler Lagerarbeiter.

Akteure finden

Abbildung zeigt Benutzer, Pflege, Kommunikation, Berichte, traditionelle Systeme und andere Systeme, die mit dem neuen System interagieren.

Wer und was in der Systemumgebung wird zu einem Akteur für das System?

Beginnen Sie mit den Personen, die das System verwenden. Wie können Sie sie kategorisieren? Häufig empfiehlt es sich, an zwei oder drei Personen zu denken und sicherzustellen, dass die Akteure, die Sie identifizieren, deren Bedürfnisse erfüllen. Die folgenden Fragen sind hilfreich, wenn Sie Akteure ermitteln:

  • Wer liefert, verwendet oder entfernt Informationen?
  • Wer verwendet diese Funktionalität?
  • Wer ist an einer bestimmten Anforderung interessiert?
  • Wo in der Organisation wird das System eingesetzt?
  • Wer unterstützt und wartet das System?
  • Welche externen Ressourcen werden für das System verwendet?
  • Welche anderen Systeme müssen mit diesem System interagieren?

Es gibt unterschiedliche Aspekte einer Systemumgebung, die Sie in Form unterschiedlicher Akteure darstellen müssen:

  • Benutzer, die die Hauptfunktionen des Systems ausführen.
Beispiel:

Für ein Lagerverwaltungssystem, das die Arbeit in einem Lager unterstützt, gibt es verschiedene Kategorien von Benutzern: Lagerarbeiter, Auftragserfasser, Lagerleiter. Diese Kategorien haben spezielle Rollen im System, und deshalb müssen Sie jede durch einen eigenen Akteur darstellen.

  • Benutzer, die die sekundären Funktionen des Systems ausführen, z. B. Systemverwaltung.
Beispiel:

In einer Recycling-Maschine für Dosen, Flaschen und Fässer ist der Kunde der Hauptakteur, derjenige, für den das System primär erstellt wird. Die Maschine muss jedoch von jemandem verwaltet werden. Diese Rolle wird durch den Akteur Operator dargestellt.

  • Externe Hardware, die das System verwendet.
Beispiel:

Eine Lüftungsanlage, die die Temperatur in einem Gebäude steuert, erhält ständig Messdaten von Sensoren im Gebäude. Der Sensor ist somit ein Akteur.

  • Andere Systeme, die mit dem System interagieren.
Beispiel:

Ein Geldautomat muss mit dem zentralen System kommunizieren, das die Bankkonten verwaltet. Das zentrale System ist wahrscheinlich extern und muss deshalb ein Akteur sein.

Wenn Sie eine internetbasierte Anwendung erstellen, sind Ihre primären Akteure in gewisser Weise anonym. Sie wissen nicht wirklich, wer sie sind, und können keine Annahmen bezüglich ihres Know-how und ihres Hintergrund treffen. Trotzdem können Sie die Rolle beschreiben, die sie Ihrer Meinung nach gegenüber dem System einnehmen.

Beispiel: 

Systeme, die Informationen bereitstellen (z. B. Suchmaschinen) haben anonyme Akteure, die nur auf die Anwendung zugreifen, um Informationen zu einem bestimmten Thema zu suchen.  

Beispiel: 

Regierungsseitige Informations-Sites, die jedem Bürger Informationen über Gesetze und gesetzliche Bestimmungen, Verfahren, Formulare usw. bereitstellen. Beispielsweise hat die Einkommensteuerbehörde in den USA eine Seite, auf der Informationen zum Ausfüllen einer Einkommensteuererklärung bereitgestellt werden. Auf dieser Seite sind Formulare elektronisch verfügbar. Außerdem können die Bürger über diese Seite ihre Einkommensteuererklärung elektronisch einreichen. Die Rolle des primären Akteurs ist in diesem Fall jeder, der daran interessiert ist, wie eine Einkommensteuererklärung in den USA eingereicht wird. Natürlich ist eine Person, nachdem sie die Erklärung eingereicht hat, nicht mehr anonym.  

Akteure für die Definition der Systemgrenzen verwenden

Die Akteure finden, heißt auch, dass Sie die Grenzen des Systems einrichten. Dies hilft, den Zweck und den Umfang des Systems zu verstehen. Nur die, die direkt mit dem System kommunizieren, müssen als Akteure berücksichtigt werden. Wenn Sie mehr Rollen als die in der Systemumgebung beschreiben, versuchen Sie, das Geschäft zu modellieren, in dem das System verwendet wird, und nicht das System selbst.

Beispiel:

Wer oder was würde im Buchungssystem einer Fluggesellschaft der Akteur sein? Die Antwort richtet sich danach, ob Sie ein Buchungssystem erstellen, das von einem Reisebüro verwendet wird, oder ein System, bei dem sich der Passagier direkt über das System anmelden kann.

Abbildung zeigt einen Reisenden, der mit einem Reisebüro interagiert, das mit dem Buchungssystem einer Fluggesellschaft interagiert.

Wenn Sie ein Buchungssystem für eine Fluggesellschaft erstellen, das von einem Reisebüro verwendet wird, ist der Akteur das Reisebüro. Der Reisende selbst interagiert nicht direkt mit dem System und ist deshalb kein Akteur.

Abbildung, die einen Reisenden zeigt, der direkt mit dem Buchungssystem einer Fluggesellschaft interagiert.

Wenn Sie ein Buchungssystem erstellen, bei dem sich die Benutzer über das Internet anmelden können, interagiert der Reisende direkt mit dem System und deshalb ein Akteur dieses Systems.

Kurzbeschreibung

Die Kurzbeschreibung des Akteurs muss folgende Informationen enthalten:

  • Was oder wen stellt der Akteur dar.
  • Warum wird der Akteur benötigt.
  • Welches Interesse hat der Akteur an dem System.

Die Kurzbeschreibung sollte maximal ein paar Sätze lang sein.

Beispiel:

Im Anwendungsfallmodell der Recycling-Maschine könnten die drei Akteure folgendermaßen beschrieben werden:

Kunde: Der Kunde sammelt zu Hause Flaschen, Dosen und Fässer und bringt sie zur Rückerstattung des Pfandbetrags in das Geschäft zurück.

Operator: Der Operator ist für die Wartung der Recycling-Maschine verantwortlich.

Manager: Der Manager ist für Geldfragen und den Service verantwortlich, den das Geschäft seinen Kunden bietet.

Akteurmerkmale

Die Merkmale eines Akteurs können beeinflussen, wie das System entwickelt wird und insbesondere wie eine optimal verwendbare Benutzerschnittstelle visuell gestaltet wird. Wenn Mitarbeiter, die den Akteuren entsprechen, bereits in einem Geschäftsobjektmodell beschrieben wurde, wurden einige der folgenden Merkmale unter Umständen bereits erfasst. Zu den Akteurmerkmalen gehört Folgendes:

  • Der Zuständigkeitsbereich des Akteurs.
  • Die physische Umgebung, in der der Akteur das System einsetzen wird. Abweichungen vom Idealfall (wo der Benutzer in einem ruhigen Büro sitzt und keine Ablenkung hat) können sich auf die Verwendung solcher Dinge wie Ton, Schriftartauswahl und entsprechende Verwendung von Eingabeeinheitenkombinationen (z. B. Tastatur, Touchscreen, Maus und Direktaufruftasten) auswirken.
  • Die Anzahl der Benutzer, die dieser Akteur repräsentiert. Diese Anzahl ist ein relevanter Faktor, wenn die Bedeutung des Akteurs und die Bedeutung der vom Akteur verwendeten Teile der Benutzerschnittstelle bestimmt werden.
  • Die Häufigkeit, mit der der Akteur das System nutzen wird. Diese Häufigkeit bestimmt, wie viel (der Benutzerschnittstelle) sich der Akteur voraussichtlich zwischen den Sitzungen merken kann.

In den meisten Fällen reicht eine grobe Schätzung der Anzahl von Benutzern und der Verwendungshäufigkeit aus. Eine Differenz zwischen 30 und 40 hat keine Auswirkung auf die Gestaltung der Benutzerschnittstelle, aber eine Differenz zwischen 3 und 30 schon.

Weitere Akteurmerkmale:

  • Das Fachwissen des Akteurs. Damit kann bestimmt werden, wie viel domänenspezifische Hilfe erforderlich ist und wie viel domänenspezifische Terminologie in der Benutzerschnittstelle verwendet werden sollte.
  • Die allgemeine Computererfahrung des Akteurs. Damit kann bestimmt werden, ob eher fortgeschrittene oder eher einfache Interaktionstechniken in der Benutzerschnittstelle verwendet werden sollten.
  • Andere Anwendungen, die der Akteur verwendet. Die Anlehnung an Benutzerschnittstellenkonzepte dieser Anwendungen kann die Einlernzeit des Akteurs verkürzen und eine Überforderung des Akteurs verhindern, weil der Akteur bereits mit diesen Konzepten vertraut ist.
  • Die allgemeinen Merkmale der Akteure wie z. B. Ausbildungsstand, soziale Kompetenz und Sprachkenntnisse und Alter. Diese Merkmale können die Details der Benutzerschnittstelle beeinflussen, z. B. Schriftart und Sprache.

Diese Merkmale werden primär für die Identifizierung der Grenzklassen und des Prototyps verwendet, um die beste Abstimmung in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit zwischen Benutzergruppe und Benutzerschnittstellendesign zu gewährleisten.

Beispiel:

Im Folgenden sehen Sie ein Beispiel für die Merkmale des Akteurs E-Mail-Benutzer. Dieser Akteur interagiert unter anderem mit dem Anwendungsfall "Eingehende E-Mail verwalten".

  • Der E-Mail-Benutzer ist ein erfahrener PC-Benutzer.

  • Die Arbeitsumgebung des E-Mail-Benutzers ist gewöhnlich ruhig.

  • Es wird mit 500.000 E-Mail-Benutzern gerechnet.