Das Metamodell Unified Method Architecture (UMA) wurde zur Vereinheitlichung unterschiedlicher Methoden- und
Prozess-Engineering-Sprachen, wie z. B. der SPEM-Erweiterung zu UML für Softwareprozess-Engineering, der für RUP v2003,
Unified Process, IBM Global Services Method verwendeten Sprachen und IBM Rational Summit Ascendant, entwickelt. Als
solches stellt es Konzepte und Funktionen aus allen diesen Quellenmodellen bereit und vereinheitlicht sie auf eine
konsistente Weise. Jede dieser Quellenmethoden kann jedoch weiterhin mit ihren spezifischen Merkmalen beschrieben
werden. Dieses Konzept bietet Ihnen eine allgemeine Übersicht über die Funktionalität von UMA.
Trennung von Methodeninhalt und Prozess
UMA ermöglicht eine klare Trennung von Methodeninhaltsdefinitionen und ihrer Anwendung in Prozessen. Dies wird wie
folgt erreicht.
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Wiederverwendbarer zentraler Methodeninhalt wird in Form allgemeiner Inhaltsbeschreibungen, z. B. Rollen, Aufgaben,
Arbeitsergebnissen und Anleitung, gesondert von
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projekttypspezifischen Anwendungen des Methodeninhalts im Kontext in Form von Prozessbeschreibungen definiert, die
auf den Methodeninhalt verweisen.
Der Methodeninhalt enthält schrittweise Erläuterungen dazu, wie bestimmte Entwicklungsziele unabhängig von der
Positionierung dieser Schritte innerhalb des Entwicklungszyklus erreicht werden. Prozesse verwenden diese
Methodeninhaltselemente und ordnen sie in einer Abfolge an, die an bestimmte Typen von Projekten angepasst werden kann.
In einem Softwareentwicklungsprojekt, in dem eine komplett neue Anwendung entwickelt wird, werden beispielsweise
ähnliche Schritte ausgeführt wie in einem Projekt, in dem ein vorhandenes Softwaresystem erweitert wird. In den beiden
Projekten werden diese ähnlichen Schritte jedoch zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlicher Gewichtung und
möglicherweise mit individuellen Variationen ausgeführt.
Wiederverwendung von Inhalten
In UMA kann jeder Prozess allgemeinen Methodeninhalt aus einem allgemeinen Methodeninhaltspool referenzieren. Aufgrund
dieser Referenzen werden Änderungen, die am Methodeninhalt vorgenommen werden, automatisch in allen Prozessen
reflektiert, die diesen Inhalt verwenden. UMA lässt jedoch zu, dass bestimmte methodenbezogene Inhalte innerhalb eines
Prozesses überschrieben und individuelle prozessspezifische Beziehungen für jedes Prozesselement definiert werden
können (z. B. Hinzufügen eines zusätzlichen Eingabearbeitsergebnisses für eine Aufgabe, Umbenennen einer Rolle oder
Entfernen von Schritten, die von einer Aufgabe nicht ausgeführt werden sollen).
Prozessfamilien
UMA unterstützt nicht die Darstellung eines speziellen Entwicklungsprozesses oder die Verwaltung mehrerer voneinander
unabhängiger Prozesse, sondern bietet Prozessentwicklern Tools, mit denen sie ganze Familien zusammengehöriger Prozesse
konsistent und effektiv verwalten können. UMA realisiert dies durch die Definition der Konzepte Prozessmuster und
Bereitstellungsprozesse sowie spezieller wiederverwendbarer Beziehungen zwischen diesen Typen von Prozessen. Diese
Konzepte ermöglichen einem Prozessentwickler die Verwaltung konsistenter Familien von Bereitstellungsprozessen, die
projekttypspezifisch sind und Variationen desselben Methodeninhalts und derselben Prozessmuster sind. Das Ergebnis sind
verschiedene Varianten spezifischer Prozesse, die durch dynamische Wiederverwendung desselben Methodeninhalts und
derselben Muster erstellt werden, aber jeweils einen anderen Detaillierungsgrad und Umfang haben, z. B.
Prozessvarianten für kleine und große Entwicklungsprojekte.
Mehrere Lebenszyklen
Eine allgemeine Methodenarchitektur muss unterschiedliche Arten und sogar Kombinationen von Lebenszyklusmodellen für
Prozessdefinitionen unterstützen, z. B. Wasserfallmodell, iteratives Modell, inkrementelles Modell, evolutionäres
Modell usw. Das Metamodell UMA ist so konzipiert, dass es mehrere Lösungen unterstützt. Es bietet eine umfangreiche
Auswahl an Konzepten und Anpassungsattributen für die Angabe zeitlicher Aspekte für Prozesselemente wie Phasen,
Iterationen, Abhängigkeiten, fortlaufende oder ereignisgesteuerte Arbeit usw.
Flexible Erweiterbarkeit und Plug-in-Mechanismen
Die Methoden-Plug-ins von UMA sind eine einzigartige Möglichkeit, Methodeninhalte und Prozesse anzupassen, ohne den
ursprünglichen Inhalt direkt zu ändern. Die Plug-ins beschreiben lediglich die Unterschiede (Hinzufügungen werden als
Beiträge und Ersetzungen bezeichnet) im Vergleich mit dem Original. Mit diesem Plug-in-Konzept können Benutzer
problemlos einen Upgrade auf neuere Versionen des Methodeninhalts durchführen, ohne ihre Anpassungen zu verlieren.
Mehrere 'Prozesssichten'
UMA definiert mehrere und konsistent verwaltete Sichten von Prozessen. Diese Sichten ermöglichen Prozessentwicklern,
das Prozess-Authoring nach persönlichen Präferenzen durchzuführen. Ein Prozessentwickler kann eigene Prozesse
definieren und den Fokus dabei auf folgende Punkte setzen:
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Projektstrukturplan - Eine arbeitsorientierte Sicht, die Aufgaben definiert, die einer bestimmten übergeordneten
Aktivität zugeordnet sind.
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Verwendung des Arbeitsergebnisses - Eine ergebnisbasierte Sicht, die den Status bestimmter Liefergegenstände und
Artefakte an verschiedenen Stellen im Prozess definiert.
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Teambesetzung - Eine zuständigkeitsbasierte Sicht, die die erforderlichen Rollen und die Zuständigkeiten für die
Arbeitsergebnisse definiert.
UMA gewährleistet die Konsistenz dieser Sichten, da alle auf einer einzigen integrierten Objektstruktur basieren. In
einer Sicht vorgenommene Änderungen werden sofort in den anderen Sichten nachvollzogen.
Wiederverwendbare Prozessmuster
Die Prozessmuster von UMA sind wiederverwendbare Bausteine für das Erstellen neuer Entwicklungsprozesse. Für das
Auswählen und Anwenden eines Prozessmusters stehen zwei flexible Methoden zur Verfügung:
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Ein Muster kann mit einer ausgereiften Kopier- und Änderungsoperation angewendet werden, bei der der
Prozessentwickler den Inhalt des Musters individuell während der Anwendung des Musters an seine Anforderungen
anpassen kann.
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Ein Muster kann über dynamische Bindung angepasst werden. Diese einzigartige neue Methode zur Wiederverwendung von
Prozess-Know-how bietet die Möglichkeit, wiederholt auftretende Aktivitäten in Mustern abzubilden, die dann in
einem Prozess wieder und wieder angewendet werden können. Wenn das Muster überarbeitet oder aktualisiert wird,
werden alle Änderungen automatisch in allen Prozessen nachvollzogen, die das Muster anwenden.
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