Zweck
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Größenordnung für die Arbeiten schätzen, die für die Durchführung des Projekts erforderlich sind.
Optimalen Zeitplan im Rahmen der Projektvorgaben auswählen.
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In der Konzeptionsphase müssen Sie Schätzungen für die Arbeiten vorbereiten, die im Projekt
vorgeschlagen werden. Eine allgemeine Diskussion über die Schätzung von Softwareprojekten finden Sie in [BOE81], [PUT92] und [MCO96]). Die Schätzung von Softwareprojekten basiert auf einer komplexen Mathematik.
Deshalb werden hier keine detaillierten technischen Hintergründe beschrieben. Die Schätzung ist ein Prozess, der aus
vier Schritten besteht:
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Produktgröße schätzen.
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Gesamtaufwand und -kosten für das Projekt schätzen.
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Vorgaben und Prioritäten festlegen (z. B. Anzahl der Mitarbeiter, Lieferdatum, Budget).
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Optimale Schätzung für Zeitplan, Aufwand und Kosten auswählen.
Produktgröße schätzen
Dies ist die Schlüsselinformation für den Schätzungsprozess. Wenn die Größenordnung der zu erledigenden Arbeit nicht
eingeschätzt werden kann, wird zwischen erstelltem Projektplan und Realität eine große Lücke klaffen. Es gibt zwei
Ansätze, um die Größe des Softwareprodukt zu schätzen, die in einem frühen Stadium des Projekts verwendet werden
können: Dimensionierung durch Analogie und Dimensionierung durch Analyse. Natürlich können Sie später im Projekt
(während der Ausarbeitungsphase) basierend auf einem detaillierten Projektstrukturplan rigorosere Schätzungen
vorbereiten.
Dimensionierung durch Analogie
Wenn Sie den Projektumfang mit dem Ansatz "Dimensionierung durch Analogie" schätzen, vergleichen Sie das neu zu
entwickelnde Produkt mit Produkten (bekannter Größe), die in früheren Projekten entwickelt wurden. Sie müssen
verschiedene Merkmale der Produkte vergleichen, z. B. Anzahl der Geschäftsanwendungsfälle, Datenbankgröße/-komplexität
und voraussichtliche Anzahl der Online- und Stapelverarbeitungsprogramme.
Durch den Vergleich dieser Merkmale können Sie die relative Größe des neuen Produkts im Vergleich mit den alten
Projekten schätzen. Anschließend können Sie anhand der bekannten Größe des alten Produkts die geschätzte Größe für das
neue Produkt berechnen. Beachten Sie bitte, dass es von äußerster Wichtigkeit ist, Produkte ähnlicher Komplexität zu
vergleichen, die mit ähnlichen Ansätzen entwickelt wurden. Abweichungen in solchen Dingen wie Detaillierungsgrad von
Anwendungsfallbeschreibungen kann Ihren Vergleich wertlos machen.
Dimensionierung durch Analyse
Später in der Konzeptionsphase haben Sie wahrscheinlich genügend Informationen über das neue Produkt zusammengetragen,
um Analysetechniken für die Schätzung der Produktgröße zu verwenden. Diese Techniken stützen sich auf eine funktionale
Beschreibung des Softwareprodukts (z. B. Spezifikation der Softwareanforderungen, Softwarearchitekturdokument) und
wenden Standardregeln für quantitative Erfassung an, um aus diesen Beschreibungen eine Maßzahl für die Größe zu
bestimmen. Die wohl bekannteste dieser Techniken ist die quantitative Erfassung von Funktionspunkten (FPC, Function
Point Counting), aber es wurden zahlreiche andere Messwerte entwickelt wie Feature-Punkte (Modifikation von
Funktionspunkten für die Anwendung in Echtzeitsystemen) und vorhersehbare Objektpunkte (ein Messwert für
objektorientierte Systeme, der auf einer Analyse von Klassenkomplexitäten und -hierarchien basiert).
Auf der IBM
Website finden Sie White Paper, die Methoden für die Größenschätzung basierend auf Anwendungsfällen beschreiben.
Wenn Sie auf Grundlage dieser White Paper erste Größenschätzungen basierend auf Anwendungsfällen durchführen
möchten, müssen Sie Anpassungen an den Stil der Anwendungsfälle Ihrer Organisation vornehmen. Anwendungsfälle
können bezüglich Abstraktionsgrad und Beschreibungsstil nicht nur von Organisation zu Organisation, sondern auch
innerhalb einer Organisation stark variieren. Nach den Anpassungen ist es wichtig, den ausgewählten Standardstil für
das Schreiben von Anwendungsfällen beizubehalten, da die Größenschätzungen andernfalls weit daneben liegen können.
Gesamtprojektaufwand und -kosten schätzen
Der Gesamtpersonalaufwand und der Zeitplan für ein Projekt können unter Verwendung etablierter wissenschaftlicher
Modelle aus der geschätzten Produktgröße berechnet werden. Die beiden herausragenden Modelle, die heute eingesetzt
werden, sind das Constructive Cost Model (COCOMO) von Barry Boehm und die Putnam Methodology von Larry Putnam. Beide Modelle haben sich bei
branchenspezifischen Daten bewährt. Weitere Informationen zur neuesten Version von COCOMO finden Sie auf der COCOMOII-Website.
Die andere Schlüsseleingabe neben der Größe ist ein Messwert für die Teamproduktivität. Dieser Wert bestimmt den
Gesamtprojektaufwand. Der Gesamtprojektplan steht in einer nicht linearen Beziehung mit dem Gesamtaufwand. Leider sind
die Modelle mathematisch so komplex, dass es sich empfiehlt, Softwaretools als Unterstützung bei den Berechnungen zu
verwenden.
Vorgaben und Prioritäten anwenden
Nahezu jedes Projekt unterliegt bestimmten Vorgaben (z. B. Lieferung zu einem bestimmten Termin, oder Kosten dürfen
850.000 Euro nicht überschreiten) oder Prioritäten (z. B. Produkt muss so schnell wie möglich geliefert werden). Diese
Vorgaben und Einschränkungen sind bei einer festen Produktgröße von der Teamgröße abhängig. Daraus ergibt sich, dass
die Beziehung zwischen Teamgröße und Zeitplan nicht linear ist, also müssen Sie die wissenschaftlichen Modelle
verwenden, um eine gewisse Anzahl von Szenarios mit unterschiedlichen Teamgrößen zu generieren. Automatisierte
Schätzsoftware ist für diese Übung sehr hilfreich.
Optimalen Zeitplan, Aufwand und Kostenschätzung auswählen
Jetzt, da Sie mehrere Szenarios für das Projekt haben, prüfen und wählen Sie das Szenario aus, das den Anforderungen
Ihres Projekts am besten entspricht. Damit erhalten Sie ein erstes Bild der Gesamtdauer des Projekts und der
erforderlichen Teamgröße und des erforderlichen Budgets.
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