Konzept: Prozess in einem Projekt implementieren
Diese Konzeptseite beschreibt die Gesamt-Roadmap für die Implementierung eines Prozesses und die unterstützenden Tools in einem Softwareentwicklungsprojekt.
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Hauptbeschreibung

Einführung

Diese Richtlinien beschreiben, wie der Prozess und die Tools in einem Softwareentwicklungsprojekt durch Ausführung der in der Disziplin Umgebung beschriebenen Aktivitäten implementiert werden. Sie beschreiben auch die Disziplin Projektmanagement, die sich mit der Planung des Projekts, der Identifizierung von Risiken und der Verwaltung, Überwachung und Auswertung des Projekts befasst.   

Es ist wichtig zu begreifen, dass es unterschiedliche Methoden für die Implementierung von Prozess und Tools gibt. Informationen hierzu finden Sie in "Ansätze für die Implementierung von Prozess und Tools". Der Ansatz, den Sie wählen, richtet sich nach dem aktuellen Zustand des Projekts und dem Organisationsumfeld. Deshalb müssen Sie eine Bewertung des Projekts und des Organisationsumfelds vornehmen (siehe Arbeitsergebnis: Bewertung der Entwicklungsorganisation). 

Diese Richtlinien beschreiben verschiedene mögliche Ansätze für die Implementierung eines Prozesses in einem Projekt. Die Seite Konzept: Verfahren für Umgebung beschreibt einige grundlegende Verfahren, die für die Implementierung der Umgebung eines Softwareprojekts hilfreich sind. Weitere Informationen zu den Prozessanpassungsaspekten einer Prozessimplementierung finden Sie in RUP anpassen.

Allgemeine Planungsrichtlinien

Diese allgemeinen Richtlinien gelten für fast jedes Projekt: 

  • Vor Projektstart:: Bevor das Projekt wirklich startet, müssen die Personen, die als Prozessentwickler, Toolspezialisten und Projektleiter eingesetzt werden, in Rational Unified Process (RUP) geschult werden. Dies ist für den Erfolg des Projekts von entscheidender Bedeutung. Wenn die Projektmitarbeiter nicht wissen, was sie tun sollen, haben sie wahrscheinlich keinen Erfolg.
  • Konzeptionsphase: In dieser Phase liegt der Schwerpunkt in der Regel darauf, einen Weg zu finden, die Verwaltung von Anforderungen (Disziplin Anforderungen) und die Verwaltung des Projekts (Disziplin Projektmanagement) zu verbessern.  
  • Ausarbeitungsphase: Am Ende der Ausarbeitungsphase sind der Prozess und die Tools etabliert. Der kritischste Teil dieser Phase ist häufig, wie das Konfigurations- und Änderungsmanagement durchgeführt wird, weil die Arbeit in der Konstruktionsphase parallel von mehreren Entwicklungsteams ausgeführt wird.
  • Konstruktionsphase: In dieser Phase werden keine neuen Prozesse und Tools eingeführt. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Produktion des Produkts, und deshalb muss die Entwicklungsumgebung stabil sein. In der Konstruktionsphase ist die Motivation, neue Mitarbeiter im Projekt auf den neuesten Stand zu bringen.
  • Übergangsphase: Es werden keine neuen Prozesse und Tools eingeführt. In der Übergangsphase verlagert sich der Schwerpunkt von der projektspezifischen Prozessverbesserung auf Projektstörungsanalyse, die Sammlung der im aktuellen Projekt gewonnen Projekterfahrungen, deren Zusammenfassung und Präsentation in einer Form, die für künftige Projekte verwendet werden kann. Diese gesammelten Erfahrungen dienen als Eingabe für die Verbesserung des Prozesses und der Tools, die für die Entwicklung der nächsten Weiterentwicklung des Produkts eingesetzt werden.

Ansätze für die Implementierung von Prozess und Tools

Die Prozesszeremonie kann in den verschiedenen Entwicklungsorganisationen stark voneinander abweichen. Einige Organisationen sind prozesserfahren und haben dedizierte Prozessgruppen, die sich um die Definition und Verbesserung des Prozesses in der gesamten Organisation kümmern. Andere Organisationen beschäftigen sich lediglich mit der projektspezifischen Anpassung.

Der für die Anpassung des Projektprozesses gewählte Ansatz hängt stark von der Prozesszeremonie der Organisation und mehreren anderen Faktoren ab. Beispiel:

  • Prozessreife der Entwicklungsorganisation.
  • Größe des Projekts in Bezug auf zeitliche Dauer und Anzahl der Entwicklungsressourcen.
  • Früheres Engagement der Projektmitarbeiter in ähnlichen Prozessen.
  • Formalitätsanforderungen an das Projekt.

Weitere Informationen zu den Faktoren, die sich auf die Prozessimplementierung auswirken, finden Sie in Richtlinien: Prozessdiskriminanten.

Im Folgenden werden Basisansätze für die Implementierung von Prozess und Tools in einem Softwareentwicklungsprojekt beschrieben:

  • "Alles ändern". Dieser Ansatz bedeutet, dass das Projekt den gesamten RUP und ein vollständiges Set neuer Tools übernimmt.  
  • "Prozess und Tools verbessern". Dieser Ansatz bedeutet, dass das Projekt entscheidet, einige Bereiche des Prozesses und der Tools zu verbessern, indem Teile von RUP und unterstützender Tools übernommen werden.  

Wie groß der Teil ist, der von RUP übernommen wird, und wie viele neue Tools Sie entscheiden, in einem bestimmten Projekt zu implementieren, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Diese Faktoren sind in Richtlinie: Prozessdiskriminanten beschrieben. Es handelt sich hierbei um Faktoren, die Sie normalerweise während einer Bewertung des Projekts und der Organisationsumgebung aufdecken. Diese Informationen werden im Arbeitsergebnis Bewertung der Entwicklungsorganisation erfasst.

"Alles ändern" (zurück zu Ansätzen...)

Ein Projekt kann aus den folgenden Gründen beschließen, den vollständigen RUP und ein neues Toolset zu verwenden:

  • Es gibt noch keinen Prozess und noch keine Tools, und das Projekt benötigt einfach alles - einen vollständigen Prozess und alle Tools.  
  • Alle oder die meisten Mitarbeiter sind Neueinsteiger, und es gibt keine einheitlich festgelegte Arbeitsweise.  
  • Das Projekt führt eine neue Technologie für die Organisation ein, d. h. der vorhandene Prozess und die vorhandenen Tools sind nicht mehr modern.  

Wenn Sie beschließen, den vollständigen RUP und Tools in Ihrem Projekt einzuführen, ist es wichtig, den Prozess inkrementell zu implementieren. Wenn Sie Prozess und Tools schrittweise implementieren, sind die Risiken leichter zu verwalten und die Änderungen für die Mitarbeiter des Projekts besser zu bewältigen. Das folgende Diagramm veranschaulicht, wann die verschiedenen Arbeitsergebnisse der Disziplin Umgebung im Lebenszyklus eines Projekts normalerweise entwickelt werden.  

 Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Die Weiterentwicklung der Arbeitsergebnisse für die Disziplin Umgebung in einem Projekt, in dem "alles neu ist".

Kommentare zum Plan:
  • Allgemein: Die Disziplin Geschäftsmodellierung wird vollständig ausgelassen. 
  • Konzeption: Fokus auf Einführung der Disziplinen Anforderungen und Projektmanagement. Verringerung der Anzahl neuer Faktoren. Die Teile der Anforderungen, die sich auf die Benutzerschnittstelle beziehen, werden nicht eingeführt. Der Projektleiter entscheidet, welche Teile der Disziplin Projektmanagement verwendet werden.  
  • Ausarbeitungsiteration E-1: Analyse & Design und Architektur sind in der Ausarbeitungsphase sehr wichtig. Automatisierte Tests und Konfigurations- & Änderungsmanagement sind in diesem früheren Stadium des Projekts nicht so entscheidend, weil die Anzahl der Projektmitarbeiter noch relativ klein ist. Diese Disziplin können später im Projekt eingeführt werden.  
  • Ausarbeitungsiteration E-2: Testtools und -prozess für die Automatisierung der Tests werden eingeführt. Rational RequisitePro wird für die Verwaltung der sich ändernden Anforderungen eingeführt.
  • Ausarbeitungsiteration E-3: In der Konstruktionsphase wird die Arbeit von Entwicklungsteams ausgeführt, die parallel arbeiten. Deshalb ist es entscheidend, dass die Disziplin Konfigurations- & Änderungsmanagement am Ende der Ausarbeitungsphase etabliert ist. Der Deployment-Manager entscheidet, wie die Disziplin in der Disziplin Deployment ausgeführt wird.  
  • Konstruktion: Es wird nichts Neues eingeführt. Aus der Umgebungsperspektive liegt der Fokus in der Konstruktionsphase darauf, alle neuen Mitarbeiter im Projekt auf den neuesten Stand zu bringen.
  • Übergang: Es wird nichts Neues eingeführt. Bei Bedarf werden der Prozess und die Tools verfeinert.

"Prozess und Tools verbessern" (zurück zu Ansätzen...)

Die Mitarbeiter eines Projekts in einer Organisation, in der ein Prozess und Tools etabliert sind, können ein System entwickeln. Diese Mitarbeiter haben eine einheitliche Arbeitsweise, d. h. einen Prozess, der mehr oder weniger gut dokumentiert ist.   

Das langfristige Ziel kann die Übernahme des vollständigen RUP und eines vollständigen Set neuer Tools sein. Kurzfristig ist das Ziel jedoch, Verbesserungen in einem oder mehreren Bereichen des Prozesses und der Toolunterstützung zu erzielen. Dies sollten Bereiche mit hohem Verbesserungspotenzial sein.  

Das folgende Diagramm zeigt ein Beispiel für ein Projekt, das entschieden hat, die Disziplin Anforderungen zusammen mit den Tools wie RequisitePro und Rational Rose zu übernehmen, um die Verwaltung der Anforderungen zu verbessern. Das Projekt hat außerdem entschieden, die Disziplin Analyse & Design einzuführen.  

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Die Weiterentwicklung der Arbeitsergebnisse für die Disziplin Umgebung bei der Verbesserung von Anforderungen und Analyse & Design  

Es ist wichtig, das vorherige Diagramm ausschließlich als Beispiel zu verstehen. Die Teile des Prozesses, die Sie beschließen zu verbessern, ist von Projekt zu Projekt abhängig von den vorliegenden Problemen und Bedürfnissen verschieden. Sie müssen das Projekt und die Organisationsumgebung bewerten, um festzustellen, welche Teile verbesserungswürdig sind und welche Tools eingeführt werden sollen.

Beispiel für Konzeptionsiteration

Das folgende Beispiel zeigt eine Iteration in der Konzeptionsphase, in dem die Disziplin Anforderungen eingeführt wird. Jeder Eintrag im Gantt-Diagramm wird im Anschluss an das Diagramm detailliert beschrieben.  

Projektmanagement Nächste Iteration planen Projektumfang und -risiko bewerten Projekt planen Iteration verwalten Projekt überwachen und steuern Neues Projekt konzipieren Projektumfang und -risiko bewerten Anforderungen Test Umgebung Umgebung in einer Iteration unterstützen Umgebung für Projekt vorbereiten Umgebung für eine Iteration vorbereiten Prozessmentor 50 % Mentoring RMUC RUPF Training Mentor für Anforderungen 50 % Für eine detaillierte Beschreibung auf ein Thema klicken

Beispiel für eine Iteration in der Konzeptionsphase

Der für die Konzeptionsphase der Konfiguration "Klassischer RUP" beschriebene Basisworkflow gilt mit diesen Variationen und Erweiterungen.

Projektmanagement

Diese Aktivität setzt eine Idee in ein Projekt um und bringt es soweit, dass eine Entscheidung über dessen Fortsetzung oder Aufgabe getroffen werden kann. Die Hauptergebnisse sind erste Entwürfe der Arbeitsergebnisse Geschäftsfall, Softwareentwicklungsplan und Liste der Risiken.

Diese Aktivität identifiziert die Risiken im Projekt, einschließlich der Risiken, die mit der Implementierung des neuen Prozesses und der neuen Tools verbunden sind. Das Ergebnis ist das Arbeitsergebnis Liste der Risiken.

Diese Aktivität plant die Phasen. Das Hauptergebnis ist der Abschnitt mit dem Titel "Projektplan" im Softwareentwicklungsplan. Dieser Abschnitt beinhaltet den Phasenplan, in dem Sie die Hauptmeilensteine mit ihren Erfolgskriterien, einschließlich der Kriterien für die Disziplin Umgebung finden.    
Anmerkung: Der angepasste Entwicklungsprozess hat großen Einfluss auf den Softwareentwicklungsplan und umgekehrt. Deshalb müssen die Entwicklung des Projektplans und die Anpassung des Prozesses koordiniert werden.  

Diese Aktivität plant die Iteration im Detail, einschließlich der Disziplin Umgebung und aller anderen Disziplinen. Das Hauptergebnis ist ein Iterationsplan mit allen Aktivitätsdetails und Aufgaben der Disziplin Umgebung und aller anderen Prozessdisziplinen.

Die Verwendung von Prozess und Tools wird im Rahmen der Iterationsauswertung beurteilt. Die Ergebnisse sind:

  • Iterationsauswertung. Dieses Arbeitsergebnis beschreibt Probleme oder Aspekte in Bezug auf den Prozess und die vom Projektteam verwendeten Tools, die in nachfolgenden Iterationen berücksichtigt werden können.  
  • Statusauswertung. Dieses Arbeitsergebnis enthält Auswertungen, die sich nicht auf die Iteration beziehen.

Der Projektleiter überwacht die tägliche Arbeit, einschließlich Prozess und Tools.

Am Ende der Iteration werden die Risiken erneut bewertet, einschließlich der Risiken, die sich auf Prozess und Tools beziehen. Während der Iteration werden einige Risiken gemindert und neue Risiken identifiziert. Das primäre Ergebnis ist eine aktualisierte Liste der Risiken

Anforderungen

Keine spezifischen Änderungen. 

Test

Es werden einige logische Aspekte der Teststrategie definiert, die die erste Grundlage für die Ressourcenbeschaffung für die Tests darstellen.

Der Testdesigner und ein kleines Team von Testern prüfen, ob die Schlüsselelemente des Testansatzes der Architekturmachbarkeitsstudie entgegenwirken und ob die ausgewählten Fremdanbieterkomponenten testfähig sind.

Umgebung

Bewerten Sie den aktuellen Zustand der Organisation und entscheiden Sie, auf welche Teile des Prozesses und auf welche Tools Sie sich in den ersten Iterationen konzentrieren möchten. In diesem Fall hat das Projekt basierend auf der Bewertung entschieden, mit der Implementierung von Prozess und Tools zu beginnen.  
Anmerkung: Der Softwareentwicklungsplan hat einen großen Einfluss auf den angepassten Entwicklungsprozess und umgekehrt. Deshalb müssen die Anpassung des Prozesses und die Entwicklung des Projektplans koordiniert werden.  

Die Ergebnisse sind:

  • Arbeitsergebnis Entwicklungsprozess, d. h. eine erste Version des projektspezifischen Prozesses.
  • Arbeitsergebnis Tools. Der Bedarf an Entwicklungstools des Projekts wird ermittelt.  

Den Prozess und die Tools für die Disziplin Anforderungen zusammen mit den unterstützenden Tools vorbereiten, so dass die Mitarbeiter des Projekts beginnen können, damit zu arbeiten. (Natürlich können auch andere Disziplinen vorbereitet werden.) Weitere Informationen finden Sie in Aufgabe: Entwicklungsprozess für das Projekt anpassen.

Stellen Sie sicher, dass die Projektmitarbeiter wissen, wie der Entwicklungsprozess, die Richtlinien für die Anwendungsfallmodellierung und die Tools verwendet werden. Zusätzlich zu Standardschulungsangeboten empfiehlt es sich, einen eintägigen Workshop abzuhalten, in dem die Projektmitarbeiter praktische Erfahrungen sammeln können. Weitere Informationen finden Sie in Aufgabe: Entwicklungsprozess starten.

Die Ergebnisse der Aktivität sind:

  • Der Entwicklungsprozess, in dem die Disziplin Anforderungen detailliert beschrieben wird, einschließlich
    • angepasster Dokumentvorlagen für Arbeitsergebnisse in der Disziplin Anforderungen, z. B . Vision, Anforderungsmanagementplan und Stakeholder-Anfragen,
    • angepasster Richtlinien für zentrale Aktivitäten in der Disziplin Anforderungen, z. B. Aktivitäten für die Anwendungsfallmodellierung.
  • Die Tools für Anforderungen sind installiert und stehen den Projektmitarbeitern zur Verwendung zur Verfügung.

Der Systemadministrator unterstützt den Entwickler während der Iteration. 

Schulung

  • Alle Mitarbeiter des Projekts sollten an einem Kurs teilnehmen, in der RUP vorgestellt wird, um einen Überblick über den Lebenszyklus des Projekts zu erhalten.
  • Die Personen, die in der RUP-Disziplin arbeiten, der "aufgerollt wird", sollten an einem Kurs teilnehmen, in dem sie sich mit den Einzelheiten der Disziplin vertraut machen können.

Mentoring

Mentoring ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Prozessimplementierung. Im Allgemeinen werden die folgenden Mentoren benötigt:

  • Prozessmentor 50 %. Eine Person, die als Prozessentwickler auftritt und den Projektleiter und andere Mitarbeiter des Projekts bei der Verwendung und Konfiguration des Prozesses unterstützt.
  • <Disziplinspezifischer> Mentor 50 %. Eine Person, die die aktivitätsspezifische Arbeit durch Abhalten von Workshops, Überprüfung der Ergebnisse und Beantwortung spezifischer Fragen vereinfacht.  
Weitere Informationen zu Mentoring finden Sie in Konzept: Mentoring.