Der Schlüssel, den Drahtseilakt zu bewältigen, qualitativ hochwertige Software zu liefern und dieses schnell (das
Softwareparadox!), liegt darin, die grundlegenden Elemente des Prozesses zu verstehen und bestimmte Richtlinien für die
Anpassung des Prozesses an die spezifischen Anforderungen Ihres Projekts zu befolgen. Halten Sie sich an die Best
Practices, die sich in der Branche für eine erfolgreiche Abwicklung von Softwareentwicklungsprojekten bewährt haben.
Klein kann sich auf die Anzahl der am Projekt beteiligten Personen, die Dauer des Projekts oder den zu Umfang der
entwickelnden Software beziehen. In dieser Roadmap ist ein "kleines Projekt" wie folgt definiert:
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Es arbeiten 3 bis 10 Personen an dem Projekt.
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Die Projektdauer ist maximal ein Jahr.
Ein Schlüsselmerkmal der meisten kleinen Projekte ist der geringe Grad an Formalität. Es gibt zwar Ausnahmen, aber in
der Regel nimmt der Bedarf nach formalen Prozessen zu, je mehr Personen am Projekt beteiligt sind und je größer und
komplexer das Produkt ist. Wenn Ihr Projekt beispielsweise 100 Personen an mehreren Standorten verteilt hat oder
gleichzeitig an mehreren zusammengehörigen Produkten mit mehreren Kunden und Subunternehmern arbeitet, ist ein
wesentlich formalerer Prozess erforderlich als in einem typischen fünfköpfigen Team. Gleichermaßen gilt, dass ein
Raketenlenksystem formalere Artefakte erfordert als ein Upgrade eines Bestandssystems.
Warum gibt es überhaupt einen Prozess? Ein Prozess bietet die Möglichkeit, erfolgreiche Verfahren erneut anzuwenden und
weniger erfolgreiche Verfahren fallen zu lassen oder zu verbessern. RUP stellt Folgendes bereit:
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Anleitung zu Best Practices
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Aufgaben, Rollen und Arbeitsergebnisse, die Ihr Prozess unter Umständen berücksichtigen muss (mit Anleitung)
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Zahlreiche hilfreiche und detaillierte Informationen, die Ihnen dabei helfen, die Techniken, die Sie als geeignet
für Ihr Projekt betrachten, effektiv anzuwenden. Wenn Sie beispielsweise ein UML-Designmodell erstellen, können Sie
feststellen, welche Diagramme geeignet sind und wie Sie das Modell strukturieren sollten. Wenn Sie Rational-Tools
verwenden, finden Sie Anleitungen dazu, wie Sie diese effektiv im Rahmen des Gesamtprozesses einsetzen.
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Anleitung zum Anpassen des Prozesses an spezifische prozessbezogene Probleme. Wenn sich in Ihrem Projekt
beispielsweise viele Anforderungen ändern, können Sie von der Anleitung zur effektiven Verwaltung von Anforderungen
profitieren.
Viele RUP-Aktivitäten und -Artefakte werden gleichermaßen für kleine und große Projekte benötigt. Die Unterschiede
liegen in den Formaten der Arbeitsergebnisse und dem Grad an Formalität, Detaillierung und Aufwand für jede einzelne
Aufgabe. In dieser Roadmap für kleine Projektprozesse liegt der Fokus auf Projekten, die wenig Formalität erfordern. Im
Folgenden sind einige Merkmale eines solchen kleinen Projektprozesses beschrieben:
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Die Anzahl der Dokumente ist in der Regel geringer und die Dokumente weniger detailliert. Anstelle detaillierter
Risikomanagementpläne und Produktabnahmepläne können kleine Projekte diesen Themen ein paar Absätze im
Softwareentwicklungsplan widmen. Der Testplan für jede Iteration kann sich aus wenigen Absätzen im Iterationsplan
zusammensetzen.
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Kleine Projekte beginnen häufig mit einem Minimum an Softwareentwicklungstool. Mit zunehmender Größe und
zunehmendem Erfolg eines Projekts (was das Ziel aller erfolgreichen kleinen Projekte ist!) ist es wichtig,
effektive Tools einzuführen, die die Implementierung des Prozesses in Ihrem Team automatisieren.
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Formale Prüfungen können durch formlose Besprechungen und Diskussionen ersetzt werden.
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Viele Artefakte können formlos erfasst werden. Eine Liste der Risiken kann an eine Tafel geschrieben, und die
Statusbewertung in ein paar Abschnitten in einer E-Mail versendet werden.
Wenn Sie einen Prozess für ein kleines Projekt definieren möchten, sollten Sie sich zuerst mit den folgenden Grundlagen
von RUP vertraut machen:
Bewerten Sie anschließend alle vorhandenen Prozesse, nach denen Sie vorgehen, auf der Basis dieser Grundlagen und
konzentrieren Sie sich auf Verbesserungen in den schwachen Bereichen. Viele Projekte führen nach und nach neue Tools
und Prozesse ein und verwenden zunächst nur kleine Teile von RUP.
Mit Rational Method Composer (RMC) können Sie RUP-Inhaltspakete aus- und abwählen,
um den Prozess anzupassen, und anschließend den Prozess mit Prozesssichten und eigenen projektspezifischen Richtlinien
optimieren. RMC enthält eine Methodenkonfiguration für kleine Projekte. Diese RUP-Konfiguration enthält "formlose"
Vorlagen und keine Anleitungen, die für größere oder formalere Projekte gelten. Kleine Projekte sollten von dieser
Vorlage ausgehen und ihre eigenen projektspezifischen Anpassungen vornehmen. Weitere Informationen zur Anpassung von
RUP finden Sie in RUP
anpassen.
Der Abschnitt Beispiel: Ein kleines Projekt wendet RUP an beschreibt anhand eines Beispiels, wie
ein kleines Projekt mit der Definition eines Prozesses beginnen kann. Ausführliche Anleitung für die Definition und
Dokumentation eines Softwareentwicklungsprozesses für ein Projekt finden Sie in Entwicklungsprozess für das Projekt anpassen.
Kleinere Projekte sind vielleicht besonders an Verfahren und Techniken für "Agile-Prozesse" interessiert. Informationen
hierzu finden Sie in Agile-Verfahren in RUP und Whitepaper: Using the RUP for Small Projects: Expanding upon eXtreme Programming.
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