Disziplin: Geschäftsmodellierung
Diese Disziplin stellt Anleitungen für die verschiedenen Modellierungstechniken bereit, die während des Business-Engineering verwendet werden können.
Beziehungen
Hauptbeschreibung

Zweck

Im Folgenden sind die Zielsetzungen der Geschäftsmodellierung aufgelistet:

  • Aktuelle Probleme in der Zielorganisatin verstehen und verbesserungswürdige Bereiche identifizieren. 
  • Auswirkungen organisatorischer Änderungen bewerten.
  • Sicherstellen, dass Kunden, Benutzer, Entwickler und andere Parteien ein einheitliches Verständnis der Organisation besitzen.
  • Softwaresystemanforderungen ableiten, die für die Unterstützung der Zielorganisation erforderlich sind.
  • Verstehen, wie ein zu einzusetzendes Softwaresystem in die Organisation passt.

Ein Organisationsdiagramm reicht nicht aus, um zu verstehen, wie ein Geschäft funktioniert. Wir benötigten auch eine dynamische Sicht des Geschäfts. Ein Geschäftsmodell liefert eine statische Sicht der Struktur der Organisation und eine dynamische Sicht der Prozesse innerhalb der Organisation.

Ein Geschäft muss sich an die Faktoren anpassen, die es antreiben und vital halten. Diese Faktoren können Ziele wie die Senkung von Kosten, die Verbesserung der Qualität oder eine verkürzte Markteinführungszeit sein. Wir müssen das Geschäft modellieren, um Probleme aufzudecken oder Möglichkeiten für Verbesserung zu finden. Eine gesunde und lernfähige Organisation zeichnet sich dadurch aus, dass sie in der Lage ist, sich an geänderte betriebswirtschaftliche Faktoren anzupassen.

Das Geschäft muss von vielen unterschiedlichen Personen (Stakeholdern) verstanden werden. Da all diese Personen einen anderen Hintergrund und andere Interessen haben, haben sie auch eine jeweils andere Sicht des Geschäfts. Wir müssen das Geschäft in einer einfachen und verständlichen Weise in einer einheitlichen Notation modellieren. Das Geschäftsmodell muss in verschiedenen Formen mit unterschiedlichen Sichten und Abstraktionsgraden beschrieben werden können. Wenn Ihr Geschäftsmodell nicht für alle verständlich ist, ist der Zweck der Geschäftsmodellierung verfehlt.

Ein Geschäft hat immer etwas damit zu tun, Kunden Nutzen und Gewinn zu bringen. Ein Geschäft zu führen, bedeutet, Entscheidungen zu treffen, und Informationen sind die wichtigste Determinante für die Qualität von Entscheidungen [MARS00]. Informationssysteme müssen so entworfen werden, dass sichergestellt ist, dass die bereitgestellten Informationen zeitgerecht, genau, ausreichend und relevant sind. Wie können nur dann sicherstellen, dass Informationssysteme Geschäftsentscheidungen auf diese Weise unterstützen, wenn wir den Kontext verstehen, in dem diese Entscheidungen getroffen werden.

Artefakte

Zum Erreichen dieser Ziele beschreibt die Disziplin Geschäftsmodellierung, wie die aktuelle Organisation bewertet und wie eine Vision der neuen Organisation entwickelt wird. Auf der Basis dieser Vision werden die Prozesse, Rollen und Zuständigkeiten dieser Organisation in einem Geschäftsanwendungsfallmodell und einem Geschäftsanalysemodell definiert.

Ergänzend zu diesen Modellen werden die folgenden Artefakte entwickelt:

  • Geschäftsvision
  • Geschäftsarchitekturdokument
  • Ergänzende Geschäftsspezifikation
  • Geschäftsregeln (in Dokumentform und/oder als Elemente im Geschäftsanalysemodell)
  • Geschäftsglossar

Prozess und Notation

Es gibt viele verfügbare Geschäftsmodellierungstechniken und -Notationen, die mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt wurden.  Die Anzahl der Geschäftsmodellierungsprozesse ist jedoch geringer.  RUP bietet einen Prozess für die Geschäftsmodellierung.   Für die Modellierung von Software und Geschäft kann Unified Modeling Language (UML) gleichermaßen effektiv eingesetzt werden. Der wichtigste Vorteil der Verwendung derselben Modellierungsnotation für die Geschäfts- und Softwaremodellierung ist der, dass Geschäftsanalytiker und Softwareentwickler dieselbe Sprache verwenden. Dies ermöglicht eine direkte und effiziente Übersetzung der Modelle des Geschäfts in die Modelle der Softwaresysteme, die dieses Geschäft unterstützen, und umgekehrt.

Ein Geschäft zu modellieren, zu verstehen und zu verbessern, ist mit der Erstellung eines Softwaresystems vergleichbar. Es fängt mit einer "Entdeckungsreise" an, bei der unter anderem die Zielsetzungen und der Umfang definiert werden. Bei dieser Reise wird außerdem eine Skizze auf hoher Ebene erstellt, die Stück für Stück gefüllt wird. Wir können uns nicht auf einen Teil konzentrieren, diesen fertig stellen und ihn dann nie wieder betrachten. Sehr häufig müssen wir Teile nochmals bearbeiten, die wir bereits modelliert haben, und sie basierend auf neuen Einsichten und Erkenntnissen ändern. Wir können nicht warten, bis wir das gesamte Geschäft vollständig modelliert haben, bevor wir damit beginnen, unsere Arbeit zu prüfen und Verbesserungen vorzunehmen.

Es empfiehlt sich, die Geschäftsmodellierung in einer iterativen Weise durchzuführen, d. h. mit einer Übersicht zu beginnen und diese dann Stück für Stück ausfüllen. In jeder Iteration überarbeiten wir die Übersicht und nehmen die erforderlichen Anpassungen vor. Anschließend füllen wir weitere Teile der Übersicht aus und überprüfen unsere Arbeit. Diese Schritte müssen vor dem Beginn der nächsten Iteration ausgeführt werden.

Beziehung zu anderen Disziplinen

Die Disziplin Geschäftsmodellierung steht wie folgt in Beziehung zu anderen Disziplinen:

  • Die Disziplin Anforderungen verwendet Geschäftsmodelle als wichtige Eingabe für das Verständnis der Anforderungen des Systems.
  • Die Disziplin Analyse- und Design verwendet Geschäftsmodelle als Eingabe für die Definition von Softwaresystemen, die sich nahtlos in die Organisation einfügen.
  • Die Disziplin Deployment verwendet Geschäftsmodelle als Hilfe bei der Planung des Deployment eines Softwaresystems.
  • Die Disziplin Umgebung entwickelt und pflegt unterstützende Artefakte, z. B. Richtlinien für die Geschäftsmodellierung.


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