Richtlinie: Workshop für Anwendungsfallanalyse
Der Workshop für Anwendungsfallanalyse ist der erste Schritt im Übergang von Anforderungsdomäne zu Analysedomäne. Diese Richtlinie erläutert, wie ein solcher Workshop geplant und durchgeführt wird.
Beziehungen
Hauptbeschreibung

Einführung

Das Durchführen der Anwendungsfallanalyse in der Gruppe trägt, wenn dies während der frühen Iterationen geschieht, zur Gruppenbildung bei. Außerdem entsteht so eine gemeinsame Vision der Systemarchitektur. Repräsentiert wird ein wichtiger Übergangspunkt in der Iteration. Der Workshop ist eine Brücke zwischen der Benutzersicht des Systems (Anwendungsfall) und der Entwicklersicht (zu diesem Zeitpunkt handelt es sich dabei um Analyseklassen).

Bei späteren Iterationen oder mit einem erfahrenen Team kann die Anwendungsfallanalyse auch als Einzelaufgabe durchgeführt werden, falls sie überhaupt notwendig ist. Bei einem gut durchdachten Designmodell ist es evtl. nicht mehr erforderlich, nach neuen Objekten zu suchen, weil die existierenden Klassen bereits das Systemverhalten abdecken, das von den Anwendungsfällen benötigt wird.

Erforderliche Sachkompetenz

Der Workshop sollte als Brainstorming-Sitzung organisiert sein, und Teilnehmer aus vielen Bereichen haben:

  • Anforderungen
  • Analyse & Design
  • Architektur
  • Test
  • Domänen
  • Allgemeine Methodik

Der Workshop sollte klein gehalten werden. Nicht mehr als sechs bis sieben Personen sollten teilnehmen.

Ausrüstungsbedarf

  • Ein großes Whiteboard für Skizzen.
  • Papier im A3- oder A4-Format, abhängig vom größten Format, das auf dem Kopierer kopiert werden kann.
  • Klebeband
  • Haftnotizen (wenn möglich in verschiedenen Farben).
  • Whiteboard-Stifte (rot, grün, blau).
  • Buntstifte (rot, grün, blau).
  • Wände, an denen Papier angeheftet werden kann.

Zeitrahmen

Planen Sie pro Anwendungsfall im Schnitt einige Stunden ein. Am Anfang dauert es länger; aber die Bearbeitungszeit verkürzt sich, wenn nicht mehr so viele neue Klassen hinzukommen und die Gruppe Erfahrungen gesammelt hat.

Rollen

Beim Workshop gibt es die folgenden Zuständigkeiten. Es ist sinnvoll, sie turnusmäßig zu wechseln, so dass jeder Teilnehmer an die Reihe kommt.

  • Der Moderator führt die Diskussion und zeichnet Kommunikationsdiagramme auf die Tafel. Normalerweise füllt der Methodenberater diese Rolle zuerst aus. Später sollten auch die anderen Teammitglieder die Moderatorenrolle einnehmen, um Erfahrung zu sammeln.
  • Der Klasseneigner notiert alle Informationen über die Gruppe zugeordneter Klassen. Es gibt wahrscheinlich mehrere Teilnehmer mit dieser Rolle, jeder mit einer bestimmten Klassengruppe.
  • Die Sekretärin kopiert die Kommunikationsdiagramme vom Zeichenbrett mit den gleichen Farben auf Papier.

Workshop leiten

Das Team arbeitet sich schrittweise durch den Ereignisablauf des Anwendungsfalls. Für jedes identifizierte Verhalten wird ein Objekt festgelegt, das dieses Verhalten bereitstellt. Das Objekt kann eine Instanz einer bestehende Klasse sein; evtl. muss die Klasse aber noch erstellt werden.

Der Mediator zeichnet das Kommunikationsdiagramm auf die weiße Tafel und alle nehmen an der Diskussion teil.

Nachdem ein Diagramm des Anwendungsfalls erstellt ist, sollte es auf Papier übertragen werden; dabei sind die gleichen Farben zu verwenden.

Gleichzeitig werden die Zuständigkeiten der Objekte auf dem Papier dokumentiert, und zwar in dem Format, das im Abschnitt "Anpassen" in Arbeitsergebnis: Analyseklasse beschrieben ist. Notieren Sie alle Zuständigkeiten, Ereignisse und Klassen, die auf Haftnotizen gesammelt wurden; dadurch wird es einfacher, die Zuständigkeiten zu verteilen.

Kommunikationsdiagramme zeichnen

Die folgenden Konventionen erleichtern das Verstehen von und das Arbeiten mit Diagrammen während des Workshops.

  • Zeichen Sie in Blau alle Klassen und Links und schreiben Sie alle Objektnamen in der gleichen Farbe.
  • Schreiben Sie auf die Haftnotizen in Grün alle Nachrichtentexte und die Art der Information, die über die Links übertragen wird. Dies erleichtert das Lesen und Verschieben der Nachrichten zwischen Objekten, während die Zuständigkeiten verändert werden.
  • Schreiben Sie in Rot die Nummerierung der Nachrichten (also die Reihenfolge der Ereignisse) auf andere Haftnotizen. So kann die Reihenfolge der Ereignisse angepasst werden, wenn die Zuständigkeiten der Objekte während des Workshops verändert werden.

Zeichnen Sie ein Diagramm für den Basisfluss des Anwendungsfalls und zusätzliche Diagramme für alternative Abläufe. Bei einfachen Anwendungsfällen ist oft eine einzige Sicht für alles ausreichend.

Beispiel für Kommunikationsdiagramm

Beispiel eines Kommunikationsdiagramms für den Anwendungsfall Authentifizierter Benutzer eines Geldautomaten.